Berlin, 15.08.2017 (Marktnews): Seit 2008 haben deutsche Anleger mehr als 1,6 Mrd. Euro in 20 geschlossene A380-Fonds investiert. In Kürze laufen die ersten Leasingverträge mit den Airlines aus. Dann wird sich entscheiden, ob der A380 ein gutes Investment war.
Geschlossene Flugzeugfonds erfreuten sich in den vergangenen zehn Jahren großer Beliebtheit bei Anbietern und Anlegern. Dabei dominierte ein Flugzeugtyp das Geschehen: Mehr als die Hälfte des gesamten Eigenkapitals, das deutsche Anleger in geschlossene Flugzeugfonds investierten, floss in den A380.
„Im Vergleich zu der Rolle, die der A380 im globalen Fluggeschäft spielt, sind deutsche Anleger in diesen Flugzeugtyp überallokiert“, sagt Frank Netscher, Senior Analyst und Autor des Reports. Die Frage ist, ob das größte Passagierflugzeug der Welt ein gutes Investment war und sich der Fokus auf den A380 für deutsche Anleger auszahlt. „Da in Kürze die ersten Leasingverträge auslaufen, werden wir eine Antwort auf diese Frage erhalten“, so Netscher.
Stabile laufende Erträge – hohe Ausschüttungen
Sämtliche Fonds haben den A380 an große und etablierte Airlines wie Air France, Emirates und Singapore Airlines vermietet. Die Leasingverträge sind jeweils über mindestens zehn Jahre geschlossen.
Mit dieser Konstruktion sind Anleger bislang gut gefahren. Kein Leasingnehmer ist ausgefallen. Sämtliche Leasingraten wurden gezahlt. Auch für die Restlaufzeit der Leasingverträge sind unter normalen Umständen keine Ausfälle zu erwarten.
Für die Anleger der A380-Fonds bedeutet dies, dass sie über zehn Jahre vergleichsweise hohe Ausschüttungen zwischen 7% und 8,5% p.a. erhalten haben bzw. noch erhalten werden. Damit ist bereits ein Großteil des investierten Kapitals wieder an die Anleger zurückgeflossen.
Fungibilität des A380 trübt Performance-Erwartungen ein
Neben den laufenden Einnahmen ist die Verwertung des Fondsobjekts die entscheidende Performance-Komponente. Die Veräußerung eines gebrauchten Flugzeugs steht und fällt jedoch mit dessen Fungibilität.
Die Fungibilität des größten Passagierflugzeugs wird durch einen wesentlichen Aspekt eingeschränkt: Es kommen nur wenige Airlines als Käufer in Frage. Denn bislang nutzen überhaupt nur 13 Airlines den A380 und verfügen über Personal zum Betrieb dieses Flugzeugtyps. Ob künftig weitere Airlines den Betrieb aufnehmen, ist noch ungewiss.
A380-Fonds mit zum Teil hohen Kursabschlägen an der Fondsbörse Deutschland
Eine Indikation zu den Aussichten der A380-Fonds sind die 475 öffentlichen Umsätze, die seit 2009 an der Fondsbörse Deutschland vollzogen wurden: Der durchschnittliche Vermittlungskurs lag in den Jahren 2009 bis 2012 noch bei rund 80% des Nominalwertes. 2016 sank er auf 66% und liegt in diesem Jahr bei bislang nur noch knapp über 50%.
Im Klartext bedeuten diese Zahlen, dass zahlreiche Investoren die wirtschaftlichen Perspektiven des A380 nach Ablauf der üblicherweise zehnjährigen Leasingdauer als unsicher bzw. negativ einstufen.
Fazit: Rendite-Ziele verfehlt – Verluste aber unwahrscheinlich
Bislang konnte der A380 die in ihn gesetzten Erwartungen nicht erfüllen. Die Marktakzeptanz dieses Modells ist derzeit geringer als prognostiziert. Es ist daher wahrscheinlich, dass die prospektierten Renditeziele der A380-Fonds nicht erreicht werden.
Dennoch: Berücksichtigt man die bisher getätigten Ausschüttungen, werden Anleger auch bei unterhalb der Erwartung liegenden Verwertungserlösen für den A380 aller Voraussicht nach keine Verluste erleiden.
Selbst bei einem Verkauf des Flugzeugs zu beispielsweise nur 50% des Neupreises ist eine positive Gesamtverzinsung auf das eingesetzte Kapital der Anleger sehr wahrscheinlich.
Quelle: Scope Analysis GmbH